ÜBER GEISTERNETZE UND GEISTERSEILE
Geisternetze – die stille Gefahr in unseren Meeren
Geisternetze sind verlorene oder absichtlich ins Meer entsorgte Fischernetze, die weiterhin im Wasser treiben oder sich am Meeresboden verfangen. Auch wenn sie nicht mehr kontrolliert genutzt werden, fangen sie weiterhin Tiere – mit oft tödlichen Folgen. Sie bestehen meist aus langlebigen Kunststoffen wie Nylon oder Polyethylen und können Jahrzehnte im Meer verbleiben.
Warum sind Geisternetze so gefährlich?
Das größte Problem ist das sogenannte „Geisterfischen“: Auch ohne menschliche Steuerung fangen die Netze weiter Meereslebewesen – Fische, Schildkröten, Delfine, Robben oder sogar Wale. Die Tiere verfangen sich, verletzen sich beim Befreiungsversuch oder sterben durch Erschöpfung und Ertrinken. Tote Tiere ziehen Aasfresser an, die dann ebenfalls gefangen werden. So entsteht ein endloser Kreislauf.
Auch Korallenriffe sind betroffen. Herumtreibende Netze zerstören empfindliche Strukturen, reißen Korallen ab und schädigen Lebensräume, die sich über Jahrzehnte entwickelt haben. Zudem zersetzen sich die Kunststofffasern der Netze im Lauf der Zeit zu Mikroplastik. Diese winzigen Partikel können dann über die Nahrungskette in den menschlichen Körper gelangen.
Nicht nur Tiere sind betroffen: Geisternetze stellen auch ein Risiko für Schiffe und Menschen dar. Sie können sich in Schiffsschrauben verfangen, Motoren blockieren oder Taucher in gefährliche Situationen bringen.
Was wird dagegen unternommen?
Zum Glück wächst das Bewusstsein. Organisationen wie „Ghost Diving“ oder „Healthy Seas“ suchen gezielt nach Geisternetzen, bergen sie und recyceln das Material zum Teil. Daraus entstehen neue Produkte wie Kleidung, Teppiche oder Brillenfassungen. Auch technische Lösungen wie GPS-Tracker an Netzen, biologisch abbaubare Materialien und gesetzliche Rücknahmepflichten werden verstärkt diskutiert und teils bereits eingesetzt.
Um dieses Problem langfristig zu bekämpfen, müssen wir uns der Vermeidung neuer Geisternetze widmen. Ein Ansatz ist die Verwendung von biologisch abbaubaren Materialien für Fischernetze, die sich im Wasser schneller zersetzen. Verschiedene Initiativen arbeiten daran, nachhaltigere Alternativen zu entwickeln. Zudem ist die Rückgabe von alten Netzen durch Fischer ein wichtiger Schritt. Für eine echte Veränderung ist es jedoch notwendig, dass die internationalen Abkommen zu Fischerei und Meeresmüll weiter verschärft werden und die Kontrolle über das Abfallmanagement verbessert wird.
Fazit
Geisternetze sind eine meist unsichtbare, aber weitreichende Bedrohung für unsere Ozeane. Sie stehen symbolisch für den negativen Einfluss menschlicher Aktivitäten auf die Umwelt. Umso wichtiger ist es, die bestehenden Netze zu bergen, neue Verluste zu vermeiden und die Meere aktiv zu schützen. Jedes gerettete Meerestier und jedes geborgene Netz zählt. Nur durch globale Zusammenarbeit können wir die Meere vor dieser stillen Gefahr bewahren und die natürlichen Ressourcen für kommende Generationen schützen.